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UoC Forum “Behavioral Determinants of Chronic Disease Self-Management“

Gesundheitsbezogenes Verhalten weist oft große Unterschiede zwischen Menschen auf. Einigen fällt es leicht, selbst gesteckte Ziele wie regelmäßige Bewegung oder gesunde Ernährung zu erreichen, andere wiederum verfehlen diese Ziele. Um diese Unterschiede zu erklären, können individuelle Eigenschaften, die Persönlichkeitsstruktur und Präferenzen eine wichtige Rolle spielen. Beispielsweise sind einige Menschen risikoscheuer oder geduldiger als andere. Dass diese Eigenschaften einen Einfluss auf das Gesundheitsverhalten haben, wurde im Zusammenhang mit Alkoholkonsum, Rauchen, gesunder Ernährung oder Bewegung bereits nachgewiesen (Anderson & Mellor, 2008; Sutter et al., 2013; Falk et al., 2018; Harrison et al., 2018). 


Bei vielen chronisch kranken Patient:innen ist eine Änderung des Lebensstils mit vermehrter körperlicher Aktivität im Alltag ein erklärtes Ziel von Schulungen zum Selbstmanagement. Trotz des Wissens um den positiven Einfluss der körperlichen Aktivität auf ihren Krankheitsverlauf sind viele Patient:innen nicht in der Lage, die notwendige Selbstkontrolle aufzubringen, um ihr Bewegungsverhalten nachhaltig zu verändern. Bisher ist es im Rahmen der derzeit eingesetzten Schulungen und Programme nicht hinreichend gelungen, eine Langzeitstabilisierung der Veränderung des Bewegungsverhaltens zu erreichen. In dieser Hinsicht sind systematische Erkenntnisse darüber, wie individuelle Eigenschaften und Präferenzen chronisch kranker Patient:innen ihr Bewegungsverhalten beeinflussen, von großer Relevanz.


Das Hauptziel des interdisziplinären UoC Forums „Behavioral Determinants of Chronic Disease Self-Management” ist es, zu erforschen, inwiefern gesundheitsbezogene Verhaltensweisen von chronisch kranken Menschen mit individuellen Eigenschaften und Präferenzen zusammenhängen. Das Projekt durchläuft verschiedene Teilschritte: (i) Entwicklung und Validierung eines Fragebogens zur Messung von Einstellungen und Präferenzen durch ein verhaltensökonomisches Experiment. Diese Befragung soll populationsübergreifend für gesunde und chronisch erkrankte Menschen anwendbar sein. (ii) Die Einstellungen und Präferenzmaße werden mit dem Bewegungsverhalten sowohl von chronisch erkrankten Patient:innen als auch von Student:innen verknüpft. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Analyse der beeinflussenden Faktoren. Die Erkenntnisse helfen wiederum, Maßnahmen zu entwickeln, die gesundheitsbezogene Verhaltensweisen beeinflussen können. Dieses Projekt liefert daher wichtige Anhaltspunkte für die künftige Entwicklung von maßgeschneiderten Verhaltensinterventionen zur Veränderung und nachhaltigen Stabilisierung eines veränderten Lebensstils bei chronisch kranken Patient:innen. 

 

Projektteilnehmer*innen 
Olaf Karasch, Seminar für ABWL und Management im Gesundheitswesen, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie
Dr. Dirk Müller, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie
Helena Reisgies, Seminar für ABWL und Management im Gesundheitswesen, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie
Prof. Dr. Stephanie Stock, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie
Prof. Dr. Daniel Wiesen, Seminar für ABWL und Management im Gesundheitswesen, Exzellenzzentrum für Soziales und Ökonomisches Verhalten (C-SEB)

Referenzen
Anderson, L. R. and J. M. Mellor (2008): “Predicting health behaviors with an experimental measure of risk preference,” Journal of Health Economics, 27, 1260–1274.
Falk, A., A. Becker, T. Dohmen, B. Enke, D. Huffman, and U. Sunde (2018): “Global Evidence on Economic Preferences,” The Quarterly Journal of Economics, 133, 1645–1692.
Harrison, G. W., A. Hofmeyr, D. Ross, and J. T. Swarthout (2018): “Risk Preferences, Time Preferences, and Smoking Behavior,” Southern Economic Journal, 85, 313–348.
Sutter, M., M. G. Kocher, D. Glätzle-Rützler, and S. T. Trautmann (2013): “Impatience and Uncertainty: Experimental Decisions Predict Adolescents’ Field Behavior,” American Economic Review, 103, 510–31.